Am 20. und 21. November 2007
fand in Dortmund in den Sälen der Westfalenhallen das 2. Internationale
Symposium „FEUERWEHRTRAINING“ mit begleitender Fachausstellung statt.
Veranstalter dieses Symposiums waren wie auch im Jahr zuvor die drei Partner
der „Alliance for Fire Service“, nämlich die Firmen MSA Auer, DMT und Kidde
Firetrainers. An eineinhalb Tagen wurden in verschiedenen Vorträgen Feuerwehrtrainings vorgestellt. Auf
Grund der Affinität des Veranstalters zum Atemschutz waren sehr viele der
Themen Atemschutzlastig geprägt, es wurde aber auch über Ausbildung bei der
Feuerwehr ganz allgemein gesprochen. Von www.atemschutz.org nahm Walter Niederbauer an der Veranstaltung teil.
Als erster Redner nach den
Vorworten namhafter und hochrangiger Repräsentanten der deutschen Feuerwehr wie
z. B. Hans-Peter Kröger, Präsident des deutschen Feuerwehrverbandes, Prof.
Reinhard Ries, Direktor der Branddirektion Frankfurt am Main, oder Dipl. Ing.
Raimund Bücher, Vorsitzender des Werkfeuerwehrverbandes Deutschland, die beiden
letztgenannten fungierten gleichzeitig als Moderatoren der Veranstaltung, trat Josef
Baumgartner vom Bayrischen Innenministerium ans Mikrofon. Er gab einen
Überblick über die Atemschutzausbildung in Bayern mit den überörtlichen
Möglichkeiten des Brandhauses in Würzburg an der Feuerwehrschule sowie durch
die dezentrale Aufstellung von 7 gasbefeuerten Brandübungscontainern in Bayern.
Nach jedem Redner bestand
die Möglichkeit Fragen zu stellen und so wurden gleich nach diesem ersten
Beitrag ein paar teils unangenehme, nichts desto trotz aber auch nicht ganz
unrichtige und unwichtige Fragen gestellt, wie z. B.: wie können 7 Container
mit einem jährlichen Durchsatz von etwa 1.100 Teilnehmern pro Container die
Ausbildung von geschätzt 100.000 Geräteträgern gewährleisten? Natürlich konnten
solche Fragen nicht abschließend oder befriedigend beantwortet werden, es wurde
aber aufgezeigt, dass man sich dieser Probleme, die ja nicht nur Bayern
betreffen, durchaus bewusst ist und wenigstens die ersten Schritte in die
richtige Richtung, Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen, gegangen ist.
Ungleich leichter tat sich
der zweite Redner der Veranstaltung, Dipl. Ing. Dirk Aschenbrenner von der
Feuerwehr Dortmund. Während der erste Redner es mit den 100.000 Auszubildenden
in einem Flächenstaat zu tun hat, stellte Herr Aschenbrenner die Ausbildung in
einer vergleichsweise kleinen Großstadt mit einem Anteil von über der Hälfte
Berufsfeuerwehrleuten vor. Trotzdem war es imposant zu hören welche Kräfte und
Stundenanzahlen in Dortmund aufgewendet werden um die Mitarbeiter der Feuerwehr
(sowohl Berufs- als auch freiwillige Kräfte) Ausbildungsmäßig zu unterhalten.
Beinahe hundert Stunden pro Mann und Jahr kommen rechnerisch zusammen und auch
wenn nicht bei jedem einzelnen 100% davon erfüllt werden: der Absicht soviel
Zeit für Aus- und Fortbildung zu widmen gebührt Respekt.
Mit zwei Folien brachte Herr
Aschenbrenner ein Problem besonders auf den Punkt, als er während des Vortrags
selbst ein paar kritische Fragen zur Ausbildung der Feuerwehr stellte und z. B.
die Ausbildung an einem Bohrhammer auf dem Bau gegen die bei der Feuerwehr verglich:
Während auf dem Bau der Lehrling erfährt, wie der Bohrhammer zu bedienen ist,
worauf man achten muss und anschließend 130 Löcher damit bohren muss, stellt
sich die Lehre bei der Feuerwehr heute so dar: Der Bohrhammer hat ein Gewicht
von 5 kg, ein maximales Drehmoment von 125 Newtonmeter und eine
Leitungsaufnahme von 1600 Watt. In Betrieb nehmen können wir ihn leider nicht,
da das Kosten verursachen würde und den einschlägigen Vorschriften zum
Lärmschutz widerspricht!
Szenenapplaus an dieser
Stelle vom Auditorium lässt hoffen, dass hier in den nächsten Jahren ein
Umdenken in den Inhalten der Ausbildung stattfindet.
Unter dem Titel: „Unfälle im
Feuerwehreinsatz – Möglichkeiten der zukünftigen Prävention bestimmter Unfälle
durch verbesserte Ausbildung und effektives Feuerwehrtraining“ gab der Direktor
der Feuerwehrunfallkasse Nord einen Überblick über das Unfallgeschehen bei der
Feuerwehr und nannte einige Punkte wie bzw. was auch von Seiten der
Versicherungsträger getan wird um Unfällen vorzubeugen.
Als nächstes Thema wurde die
thermische Beanspruchung von Atemschutzgeräten im Feuerwehreinsatz behandelt.
Referenten waren Dipl. Ing Ulrich Hoischen von der DMT und Dipl. Ing. Michael
Siebrecht von DEKRA-Exam. Dieses Thema war mit am meisten diskutiert, fand
seine Fortsetzung auch noch am zweiten Tag unter einem gleichlautenden Forumstitel.
Eine kurze Zusammenfassung zum Thema dann dort.
Von körperlichen
Beanspruchungen, besonders der Trainer in Brandübungsanlagen berichtete Jürgen
Schemmel von der staatlichen Feuerwehrschule Würzburg. Dort hatte es einmal bei
einem Mitarbeiter Probleme gegeben, die den Betreiber veranlassten,
Untersuchungen dazu durchzuführen. Als Ergebnis dieser Untersuchungen mussten
die Lehr- bzw. Dienstpläne geändert (dadurch kamen die Trainer nicht mehr so
oft und nicht mehr so oft hintereinander zum Einsatz) und weiteres Personal
ausgebildet werden, welches die anfangs nur vier Trainer entlastet.
Auch der nächste Vortrag
befasste sich mit der Gesundheit im Atemschutzeinsatz. Uwe Nöcker von der Firma
ForLife referiert zum Thema „Ist die Untersuchung zur Atemschutztauglichkeit G
26.3 heute noch aktuell? Zusammengefasst: Herr Nöcker vertrat den Standpunkt ,
dass die G 26.3 in heutiger Form den Belastungen der Geräteträger nicht gerecht
wird. Er forderte die G26.3 nur mehr als Gesundheitsuntersuchung anzusehen und
viel mehr die Leistungsfähigkeit der Geräteträger in einer
Atemschutzübungsstrecke unter standardisierten
Bedingungen zu prüfen. Darüber hinaus sollten die Erleichterungen der G
26 wie die Unterscheidung Mann – Frau oder ab einem bestimmten Alter entfallen
und die Untersuchung mindestens alle zwei Jahre durchgeführt werden.
Zum Ende des ersten Tages wurde dann noch die
Feuerwehrausbildung (allgemein) im
europäischen Ausland vorgestellt. Herr Ing. Hubert Schaumberger von der
Feuerwehrschule Oberösterreich berichtete aus Österreich, Marco Lupieri aus
Italien und Werner Haldemann aus der Schweiz.
Leider hatten ein paar, zu
sicherlich sehr interessanten Themen, angekündigte Referenten abgesagt, alles in
allem war der erste Tag aber schon recht interessant und klang in einem
Dinnerbuffet und vielen guten Gesprächen aus.
Am zweiten (halben) Tag
standen entweder die Teilnahme bei praktischen Feuerwehrtrainings in Dortmund
bei der DMT oder die Teilnahme an einem von drei Fachforen auf dem Plan. Im
Forum 1 wurde „Train the Trainer“ und im Forum 2 die „Möglichkeiten und Grenzen
von e-learning und virtuellen Einsatzübungen“ thematisiert.
Der Verfasser nahm am dritten
Forum nochmals den „thermischen Belastungen von PSA und Equipment“ gewidmet,
teil. Die beiden Vortragenden vom Vortag sowie Marc Stilow von der DMT
berichteten nochmals von verschiedenen Untersuchungen nach Unfällen mit
Atemschutzgeräten (z. B. Göttingen). Als für die Zulassung von Atemschutzgeräten
mit zuständiges Prüfinstitut, konnten die DMT-Mitarbeiter auch über die
Normanforderungen und die Durchführung der entsprechenden Prüfungen berichten. Hitzige
Diskussionen gab es besonders zu den in den Augen vieler Zuhörer zu geringen
Anforderungen der Prüfnorm. Grundsätzlich mussten die Referenten zu diesem
Thema insofern passen, als sie zwar die Prüfungen vornehmen aber nicht für die
Vorgaben zuständig sind, nach denen sie prüfen müssen. Alle drei Herren waren
sich aber einig, dass Atemschutzgeräte in Deutschland unabhängig von
Normvorgaben sicher sind. Für Änderungen an den Normwerten wären höhere Stellen
zuständig. Allerdings wurde in den letzten Jahren auch schon einiges getan,
Stichwort „Flame Engulfment Test“, bei dem ein auf 90° vorgeheizter
Pressluftatmer 10 Sekunden lang einer Stichflamme ausgesetzt wird und hinterher
noch einen Falltest überstehen muss.
Eine Möglichkeit, wie man
die von der Norm vorgegebenen Werte relativ locker in beinahe jedem Einsatz
einhalten könnte, wäre der Einsatz von zusätzlichen, über dem Geräteträger und
dem Pressluftatmer getragene Ponchos. Dies ergaben verschiedene Tests, die von
der DMT durchgeführt wurden. Ein
Hersteller solcher Ponchos, Herr Vorndamme, nahm Stellung über die Entwicklung
dieser Ponchos. Diese Stellungnahme war erforderlich geworden, da aus dem
Zuhörerkreis schnell Stimmen laut wurden, die zusätzliche Schutzkleidung (praktisch
über die Schutzkleidung) vehement ablehnten. Nach Angaben von Herrn Vorndamme wurden die Ponchos auf Wunsch von Anbietern
von Brandschutzübungsablagen kreiert, um die ja besonders oft im Einsatz
befindlichen Geräte vor der Verschmutzung zu schützen. Erst im Gebrauch bzw.
bei den angesprochenen Tests erkannte man die zusätzliche Temperaturschutzfunktion
der zusätzlichen Hülle. Es ist derzeit nicht daran gedacht die Ponchos für den
Einsatz vorzuschreiben.
Zwar
konnten nicht alle Resentiments der Zuhörer zu allen Punkten befriedigend
beantwortet werden, derartige Diskussionen werden aber hoffentlich dazu führen,
die Sicherheit beim Atemschutzeinsatz weiter zu verbessern. Links zum Thema: Alliance for Fire Service (mit den Präsentationen vom Symposium)
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