Hilft die Flash-over-Reaktion in der Praxis wirklich? - Umfrage!
Liebe
Leserinnen, liebe Leser
Habt ihr
euch auch schon einmal die Frage gestellt: „Ist das alles so richtig, was ich
hier mache!?"
Ich heiße
Chris Wallenstein und bin 36 Jahre alt. Ich bin OBM bei einer Berufsfeuerwehr
in Niedersachsen. Unteranderem bin ich seit gut zehn Jahren in der Ausbildung
tätig, genauer bei der Innenbrandbekämpfung und realitätsnahmen Heißausbildung.
Seit knapp zwei Jahren habe ich hier eine gewisse „Glaubenskriese", ich glaube
nicht mehr an gewisse Ausbildungsinhalte, ich glaube nicht mehr an gewisse
Ausbildungsmethoden.
Ich stelle
mir grundsätzlich die oben angeführte Frage: "Ist das alles so richtig, was ich
hier mache!?"
Ist das
alles noch zeitgemäß? Wer sagt mir, dass das so richtig ist? Wo kommt mein
Wissen überhaupt her? Wo kommt das Wissen derer her, die mich ausgebildet
haben? Viele Fragen, auf die ich keine Antwort habe! Mittlerweile hat sich mit
zwei weiteren BF-Kollegen aus all diesen Fragestellungen ein richtiges Projekt
entwickelt. Und wir suchen Antworten auf eben diese Fragen. Wir wollen der
Sache genauer auf den Grund gehen!
Werfen wir
einen Blick zum Rettungsdienst. Hier gibt es z.B. das Reanimationsregister.
Hier wird eine Fülle von Daten erhoben, worauf später Richtlinien für den
Rettungsdienst basieren (European Resuscitation Council (ERC) die Leitlinien
zur Reanimation für Europa). Es werden Daten zum Patienten erhoben,
Vorerkrankungen und Medikation des Patienten, Zeiten der Rettungsmittel, ob
Ersthelfermaßnahmen ergriffen wurden, Zeiten und Verlauf von eventueller
Defibrillation, Daten zu verabreichten Medikamenten, Übergabezeiten an die
Klinik und so weiter.
Gibt es so
etwas auch bei der Feuerwehr!? Uns ist klar, dass wir nicht vor der
Brandbekämpfung die Brandwohnung mit dutzenden Sensoren versehen können, um
Daten zur Löschwassermenge, Wasserdampfbildung und der damit zusammenhängenden
Kühlwirkung und so weiter zu sammeln! Aber vielleicht gibt es ja andere
Möglichkeiten, die (noch) nicht (mehr) genutzt werden!? Brandversuche, ähnlich
der „Lehrter Brandversuche" (1974 – 1977) oder die Möglichkeiten von
Computeranimationen!?
Um euch das
Problem genauer zu schildern haben wir uns einen Ausbildungsabschnitt
ausgesucht und nehmen den genauer unter die Lupe.
Die
„Flashover"-Reaktion (FR).
Glaubt ihr
daran, dass die FR funktionieren kann!?
Wir nicht!
In unseren Augen gibt es eine Menge Gründe, die dagegensprechen, dass die FR
funktionieren kann! Grundsätzlich finden wir gut, dass die FR ausgebildet wird.
In unseren Augen aber falsch priorisiert, an der falschen Stelle. Als Plan D
vielleicht, aber nicht in der Intensität, ja fast Drill, wie es vieler Orts
noch gemacht wird.
Viele
Atemschutzgeräteträger glauben, dass sie jeden „Flashover" aufhalten können,
wenn sie einmal im Jahr die FR auf einem grünen Teppich üben. Wir finden das
gefährlich!
Es können
z.B. nicht einmal zwei namenhafte Hohlstrahlrohrhersteller sagen, bis zu
welchem Sprühkegeldurchmesser der Sprühkegel effektiv bzw. stabil ist.

Bis zu welchem
Durchmesser ist der Sprühkegel effektiv/stabil!?
Einen
40Fuss-Container füllt ein Sprühkegel prima aus, aber wie schaut das in der
Realität aus!? Warum sitzen die meisten Trupps im Container auch in der Mitte
des Containers, heißt es nicht immer linke Wand oder rechte Wand!!?? Warum
schlagen regelmäßig Flammen durch den Sprühkegel hindurch? Können die Trupps
überhaupt die Anzeichen erkennen, um schnell zu reagieren und die FR ausführen?
Sind die Raumverhältnisse, Geometrie, Größe und Höhe von Containern
realistisch!? Ist die Brandlast in einem feststoffbefeuerten Container gleich
der Realität? Kann die Technik überhaupt sicherstellen, dass bei einem
Umstellen von „Normalbetrieb" auf FR „schlagartig" in der entsprechenden Zeit
real die eingestellte erhöhte Durchflussmenge zur Verfügung steht?

Beispiel 1: So soll es funktionieren,
der „Flashover" wird durch den Sprühkegel geblockt
Beispiel 2 und 3: Häufige Fehler, der
Sprühkegel wird nicht korrekt platziert und die Flammen umwandern den
Sprühkegel
Beispiel 4: Der Sprühkegel wird
korrekt platziert, aber die Flammen schlagen durch
Nun – uns
geht es leider, oder eher zum Glück so, wie den meisten Feuerwehrfrauen und
Feuerwehrmännern, wir drei haben auch noch kein Phänomen der schnellen
Brandausbreitung live während der Innenbrandbekämpfung erlebt. Deswegen wollen
wir mit den Leuten sprechen, die genau das erlebt haben. Hierzu haben wir einen
Fragebogen ausgearbeitet, der sich genau mit dieser Thematik auseinandersetzt.
Wir hoffen,
durch den Kontakt mit den Feuerwehrangehörigen, die ein Phänomen der schnellen
Brandausbreitung während der Innenbrandbekämpfung erlebt haben, einige Fragen
beantwortet zu bekommen.
Eines
möchten wir an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Es geht uns nicht darum mit
dem Zeigefinger auf euch zu zeigen und zu sagen dieses oder jenes habt ihr
falsch gemacht! Es geht nicht um Fehlerzuweisung oder Anzweifeln von Kompetenz!
Es geht uns rein um EURE Erfahrungen! IHR habt vielleicht die Erfahrung
gemacht, ein Phänomen der schnellen Brandausbreitung während der
Innenbrandbekämpfung erlebt zu haben. IHR seid uns genau diesen Schritt voraus
und genau deswegen würden wir uns freuen, wenn ihr uns dabei helft Antworten
auf unsere Fragen zu finden! Nehmt euch ein paar Minuten Zeit und füllt unseren
Fragebogen aus!
Eure Daten
werden absolut vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben! Sie
dienen ausschließlich der Projektgruppe um, falls auch von eurer Seite
Interesse daran besteht, gegenseitig in Kontakt zu treten. So können wir an
euren Erfahrungen teilhaben und im weiteren Verlauf mit in unser Projekt
einfließen lassen.
Ihr könnt
gleich hier dem Link folgen, um zu dem Fragebogen zu gelangen:
Die Umfrage wurde am 01.12.2016 beendet. Erste Ergebnisse stellen wir in Kürze auf www.atemschutz.org vor.
Sollte es
einmal Probleme (hohe Serverauslastung) mit dem Fragebogen geben, dann versuche
es einfach später noch einmal!
Für eure
Aufmerksamkeit und eure Mithilfe möchten wir uns an dieser Stelle recht
herzlich bedanken! Für Fragen, Gespräche, Anmerkungen und Kritik jeglicher Art
stehen wir gerne zur Verfügung!
Herzlichen Dank
und beste Grüße
André Grese,
Sebastian Neuwirth und Chris Wallenstein
Team von links: Chris Wallenstein, André Grese, Sebastian Neuwirth
Erstellt von: André Grese, Sebastian Neuwirth & Chris Wallenstein
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